Vinylboden richtig kleben und verlegen
Die wichtigste Frage zuerst:
Vinylboden schwimmend verlegen oder besser verkleben?
Aufgrund unserer einschlägigen Erfahrung raten wir in fast allen Fällen von einer schwimmenden Verlegung von Vinylböden ab.
Viele Hersteller von Vinylböden schreiben in Ihren Verlegerichtlinien, dass der Boden nicht unter Fenstern mit starkem Lichteinfall oder Räumen mit hohen Temperaturen verlegt werden darf.
Was hat diese Tatsache mit der Frage „schwimmend oder verklebt verlegen“ zu tun?
Die meisten (Klick-) Vinylböden zur schwimmenden Verlegung bestehen aus Vollvinyl, welches sich bereits bei Sommertemperaturen verformen kann. Unter Fenstern mit viel Lichteinfall geschieht dies besonders schnell.
Dies äußert sich in der Bildung von „Hügeln“ (konvexe Verformung) und kann den Boden in der Raummitte nach oben drücken.
Hierdurch kann es vorkommen, dass sich Türen nicht mehr öffnen lassen (!) oder dass sich der Boden irreversibel verformt. Daher ist unserer Erfahrung nach in fast allen Fällen von einer schwimmenden Verlegung abzusehen.
Betrachtet man außerdem die Preise für Vinylböden, inkl. Verlegekosten bzw. die Kosten für Handwerker, bietet die schwimmende Verlegung keinen Preisvorteil gegenüber der viel hochwertigeren und haltbareren verklebten Variante.
Vinylboden schwimmend verlegen: Vorteile
- schnelle Verlegung
- auch für Laien durchführbar
- für Selbstverleger sehr günstig
Vinylboden schwimmend verlegen: Nachteile
- hohe Anfälligkeit gegen Wärme
- Gefahr der Fugenbildung
- Gefahr des Aufstellens der einzelnen Elemente
- Kein Preisvorteil gegenüber einer (wesentlich hochwertigereren) verklebten Verlegung durch einen Dienstleister
Das Vinylboden kleben ist nicht die einfachste, jedoch die beste Möglichkeit, um einen stabilen und beständigen Bodenbelag zu erhalten. Allerdings müssen die Vorarbeiten sehr präzise ausgeführt werden, damit der Vinylboden perfekt auf dem Untergrund verklebt werden kann.
Zur Verfügung stehen folgende Methoden:
- eine vollflächige Verklebung mittels Klebstoff und Zahnspachtel
- das Verkleben mit einem selbstklebenden Belag
Wie das Vinylboden kleben genau funktioniert, worin sich beide Methoden unterscheiden, erfahren Sie gleich.
Voraussetzungen für eine erfolgreiche Verklebung
Es müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, um einen Vinylboden so zu verkleben, dass er gleichmäßig und ohne Abdruck auf dem Boden aufliegt. Dazu gehört ein sauberer, zementär gespachtelter und glatt geschliffener Untergrund. Wie Sie den Untergrund perfekt vorbereiten, erfahren Sie hier.
Ist der Untergrund nicht perfekt gespachtelt und geschliffen, kann der Vinylboden nach dem Verkleben schlimmstenfalls Dellen aufweisen oder Wellen aufweisen.
Dann war die ganze Mühe umsonst… 🙁
Die verschiedenen Arten der Verklebung
1. Die vollflächige Verklebung
Bei der vollflächigen Verklebung wird auf den gut vorbereiteten Untergrund mit einem Zahnspachtel Dispersionsklebstoff (ein Nassklebstoff) aufgetragen, auf dem anschließend die 2 bis 4 Millimeter dicken Vinyl-Planken verlegt werden.
Bei der sog. „vollflächigen Verklebung“ wird immer in Bahnen gearbeitet, die einem Vielfachen der Breite einer Planke entsprechen. Was genau damit gemeint ist, sehen Sie im gleich folgenden Video.
Dazu wird der Nassklebstoff großflächig über die gesamte Breite exakt mit einer Zahnspachtel auf den Untergrund aufgetragen und nach kurzem Ablüften ins Kleberbett gelegt. Beim vollflächigen Vinylboden kleben muss schnell gearbeitet werden, da der Nassklebstoff bereits nach 30 bis 40 Minuten nicht mehr richtig haftet.
Wie viel Klebstoff auftragen?
Außerdem darf nicht zu viel und auch nicht zu wenig Klebstoff auf den Untergrund aufgetragen werden, um eine optimale Haftung zu erzielen. Wenn man einen Vinylboden verklebt, macht man dies mit einer sog. Zahnspachel. Diese gibt es in unterschiedlichen Ausführungen. Je nach Größe der „Zähne“ werden unterschiedliche Mengen an Klebstoff aufgetragen. Welche Zahngröße Sie genau brauchen, erfahren Sie beim Hersteller/Händler Ihres Vinylbodens.
Video: Vinylboden mit Klebstoff und Zahnspachtel verkleben
Die Vorteile eines verklebten Vinylbodens
Verklebter Vinylboden bietet zahlreiche Vorteile, nämlich diese:
- Vollvinyl wird fest mit dem Untergrund verklebt, sodass der Bodenbelag sehr stabil und widerstandsfähig ist. Das ist auch der Grund, weshalb er unter anderem im Ladenbau sowie im Messe– und Eventbereich verwendet wird.
- Auch bei einer Fußbodenheizung ist das Vinylboden kleben die beste Lösung, da die geringe Aufbauhöhe und die feste Verbindung des Bodenbelags mit dem Untergrund eine direkte Wärmeübertragung ermöglichen.
- Ein verklebter Vinylboden genügt höchster Beanspruchung und bietet eine gute Raumakustik.
Wer als Mieter einen Vinylboden kleben lassen möchte, sollte zuvor die Erlaubnis des Vermieters einholen, um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein.
2. Vinylboden mit selbstklebender Unterseite
Beim Verkleben mit einem selbstklebenden Belag ist die Rückseite eines Moduls beziehungsweise einer Planke bereits mit Klebstoff präpariert, der durch eine Folie geschützt ist. Diese wird beim Vinylboden kleben einfach abgezogen, und die Vinyl-Planke wird auf den zuvor grundierten Unterboden aufgebracht.
Diese, für das Vinylboden kleben verwendete Technik ist bei Heimwerkern beliebt, da sie kein Geschick mit Klebstoff und Zahnspachtel erfordert. Dennoch ist v. a. beim Anlegen der ersten Reihen äußerste Präzision gefragt.
Um einen selbstklebenden Vinylboden erstklassig zu verlegen, ist nicht nur handwerkliches Geschick erforderlich. Es erfordert auch eine Menge Zeitaufwand. Ausgebildeten Handwerkern geht die Arbeit sehr schnell von der Hand. Einen unserer Handwerksbetriebe finden Sie auch in Ihrer Nähe.
Video: selbstklebenden Vinylboden verlegen
Verlegen von selbstklebendem Vinylboden
Bevor der Vinylboden auf dem bereits vorbereiteten Untergrund verklebt werden kann, sollte er sich rund 24 Stunden vor dem Verkleben im Verlegeraum akklimatisieren, sodass er sich dem Raumklima anpassen kann.
Verlegerichtung bestimmen
Da die Türe die Hauptblickrichtung in den Raum ist, wird von hier aus mit dem Verlegen begonnen. Der erste Schritt ist der Wichtigste, da er darüber entscheidet, dass die erste Reihe und die sich daran anschließenden Reihen exakt verlegt werden.
Um eine gerade Linie zu erzeugen, kann eine Schlagschnur verwendet werden:
Alternativ dazu kann auch ein Bodenlaser verwendet werden:
Auf der Rückseite der Planke befindet sich (meist) ein Pfeil, der die Verlegerichtung anzeigt.
Diese Richtung muss bei allen Dielen zwingend eingehalten werden. Die rückseitige Folie wird etwas abgezogen und die erste Diele exakt an der Hilfslinie platziert.
Dann wird die restliche Folie abgezogen und die Diele am Fußboden festgedrückt.
Dielen, die größenmäßig angepasst werden müssen, werden mit einem scharfen Messer angeritzt und dann abgeknickt. Die zweite Dielenreihe wird dann um mindestens ein Drittel versetzt zur ersten Reihe angeordnet.
Bei Vollvinyl ist meist kein Vinylschneider oder ähnliches Werkzeug nötig.
Die für die Heizungsrohre benötigten Löcher werden im Idealfall mit einem Forstnerbohrer gefertigt (bei schwimmend verlegtem Vinyl).
Bei verklebtem Vollvinyl ist es möglich, die Löcher mit einem Cutter, oder Teppichmesser quadratisch anzuritzen und herauszubrechen. Am Schluss werden die Sockelleisten an der Wand verschraubt.
Das brauchen wir zum Vinylboden verkleben:
- Eine Klebstoffspachtel
- Klebstoff
- Ein scharfes Cuttermesser oder ein Bodenlegermesser mit Trapezklinge
- Eine Schmiege/Stellwinkel oder Metall-Lineal
- Einen Schnurschlag/Schlagschnur mit Kreide oder alternativ einen Linien-Laser
Den Raum vermessen, bevor man klebt
Vor dem Verlegen des Vinylbodens müssen wir uns gut überlegen, wo wir unsere ersten 3-5 Reihen platzieren wollen.
Typischerweise ist dies z.B. eine Außenwand, welche die gesamte Raumlänge/Breite abdeckt.
Außerdem sollten wir messen, ob unsere Wand der Wahl zumindest einigermaßen parallel zur gegenüberliegenden Wand liegt. Ist dies nicht der Fall, können am Ende Schrägschnitte nötig sein, die nicht sehr schön aussehen.
Im Zweifelsfall sollte besser etwas mehr gemessen und ausgemittelt werden.
Vinylboden für die Verlegung richtig zuschneiden
Vinylböden können z.B. mit einer großen Schere oder einem Teppichmesser geschnitten werden. Profis ritzen nur die Oberfläche mit einem scharfen Messer an und brechen die Vinylplanke dann einfach ab. Dies ist die schnellste Art der Vinylboden-Verlegung.
Nicht zu viel Klebstoff auftragen
Der Klebstoff hat eine begrenzte Zeit in der er seine Klebekraft erhält.
Wartet man zu lange, muss der Klebstoff mühsam von Boden abgeschabt werden. Daher empfiehlt es sich vorher genau anzuzeichnen, wie weit man den Klebstoff aufbringt.
Beispiel:
Wir möchten 5 Reihen gleichzeitig verlegen. Nehmen wir weiter an, eine Planke hat eine Breite von genau 17 cm. Also ziehen wir eine Markierung die 17 cm x 5 breit ist (85 cm).
Wir tragen den Klebstoff also auf eine Spur von genau 85 cm Breite auf.
Anschließend verlegen wir unsere ersten 5 Reihen des Vinylbodens auf dem Klebstoffbett. Danach zeichnen wir die nächsten 85 cm an und so weiter.
Bonus Tipp #1:
Nach jeder Bahn die verlegt wurde, sollte der Belag nochmals angedrückt werden.
Hierzu gibt es z.B. spezielle Metallwalzen, die auch bei der Verlegung von Teppichböden zum Einsatz kommen. Solche Walzen können in der Regel bei jedem Baumarkt ausgeliehen werden.
Alternativ kann z.B. ein Brett mit einem Handtuch umwickelt werden, mit welchem man dann den frisch verlegten Vinylboden „entlang anreibt“.
Bonus Tipp #2:
Selbst Profis passiert es beim Verlegen, dass etwas Klebstoff auf den Vinylboden gelangt.
Statt diesen jedoch gleich abzuwaschen, sollten Sie besser warten, bis der Klebstoff abgetrocknet ist.
Beim Abwaschen verteilt sich der Klebstoff nur noch mehr und ist später schwer aus den Fugen zu entfernen. Lässt man ihn hingegen abtrocknen, kann er meist nach der Verlegung des Vinylbodens einfach abgezogen werden.
Bonus Tipp #3
Wenn Sie die Vinylboden-Verlegung für mehrere Stunden oder Tage unterbrechen müssen, entfernen Sie überschüssigen Klebstoff vom Untergrund.
Hierzu nehmen Sie am Besten ein Holzbrett mit einer geraden Kante und drücken damit den überschüssigen Klebstoff am Boden platt.
Besonders wichtig ist dies im Bereich der Kanten des bereits verlegten Vinyls. Andernfalls muss der Klebstoff am nächsten Tag mühsam mit einem Schaber abgeschabt werden.
Zu guter Letzt: wenn Ihr Vinylboden fertig verlegt wurde, schützen Sie Ihn an stark frequentierten Bereichen mit einer Bodenschutzmatte.
Weiterführende Links:
- https://www.wineo.de/designboden/kleben-oder-klicken/
- http://www.fussboden-gutachter.de/elastische-belaege/21-designbelaege-kleben
- https://www.pergo.de/de-de/vinylboden/vinyl-verlegen/leim
Leon Baum ist Fachautor für alle Themen rund um Parkett und andere Bodenbeläge. Leon Baum ist Parkettlegermeister und seit 2009 im Parkett- und Bodenleger-Gewerbe tätig. Er veröffentlicht Fachartikel auf Parkett-Profis.de und ist aktives Mitglied in der Bodenleger-Community auf LinkedIn.
Letzte Aktualisierung am 1.12.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
Interessant, dass man auch Vinylboden schwimmend verlegen kann. Ich habe mal selbst Laminat verlegt, das Auswinkeln und Vermessen war einiges an Arbeit aber an dem Ergebnis hatte ich viele Jahre Freude. Vielleicht wird es in der Küche ein Vinylboden.