Wissen: Was Rektifizierung bei Fliesen bedeutet
So technisch ausgefeilt der Herstellungs- und Brennvorgang von Fliesen (gilt nicht für Granit) inzwischen auch abläuft, bleibt es doch nicht aus, dass leichte Normabweichungen bei den Maßen entstehen. Dies hängt ganz einfach damit zusammen, dass Fliesen bei sehr hohen Temperaturen unter gleichzeitiger Ausübung von enormem Druck produziert werden. Um aber ein möglichst akkurates Ergebnis beim Verlegen zu erzielen, sind solche Abweichungen ungewünscht.
Denn sie führen dazu, dass mit Fugenmörtel für Fliesen entsprechend ausgeglichen werden muss, was in vielen Fällen leider optisch durch unterschiedlich breite Fugen sichtbar wird. Dies gilt für Boden- ebenso wie für Wandfliesen. Zudem kann die Rektifizierung eine Auswirkung auf die Kosten beim Fliesen verlegen haben.
Doch für genau dieses Dilemma gibt es Lösungen, nämlich kalibrierte oder besser noch rektifizierte Fliesen. Bei beiden Typen findet eine zusätzliche Kantenbearbeitung statt, um möglichst identische Fliesen zu erzeugen. Ob man bevorzugt kalibrierte oder rektifizierte Fliesen für das jeweilige Projekt verwendet, hängt in erster Linie von der letztlich gewünschten Breite der Fuge ab. Rektifizierte Modelle ermöglichen dabei ein wesentlich präziseres Resultat.
Was passiert bei der Kalibrierung?
Kalibrierte Fliesen sind inzwischen zum Standardprodukt geworden. Man bezeichnet damit die exakte Anpassung der Fliesen auf das gewünschte Maß. Der Zuschnitt wird in der Regel so vorgenommen, dass Kanten im 90-Grad-Winkel entstehen. Grundsätzlich sind aber auch andere Fertigungsmaße denkbar. Die Kalibrierung kommt häufig bei Natursteinen oder Keramikfliesen zum Einsatz.
Wird die Kalibrierung so präzise wie möglich ausgeführt, können die Fugen zwischen den Fliesen (auf die Fliesen Dehnungsfuge wirkt sich dies nicht aus) sehr gering ausfallen. Manchmal ist dies aber gar nicht gewünscht oder notwendig (z.B. bei Polygonalplatten, die im Mosaik-Stil verlegt werden).
Was ist eine rektifizierte Fliese?
Bei rektifizierten Fliesen findet nach der Fertigung eine zusätzliche Korrektur statt: Mithilfe von Diamantsägen werden sie exakt geschliffen. So bleiben nach der maschinellen Nachbearbeitung keine Abweichungen oder Unebenheiten an den Kanten mehr übrig und alle Fliesen haben dasselbe Maß.
Indem man Fliesen rektifiziert, versieht man sie mit einer scharfen 90 Grad-Kante. Bedingt dadurch kann später ganz leicht Fliese an Fliese verlegt werden und die Fugen fallen sehr schmal aus, was im Bereich der Bodenfliesen oft bevorzugt wird.
Rektifizierte Fliesen werden immer mit dem Zusatz „Rettificato“ als Qualitätsmerkmal versehen.
Was sind die Vorteile und bringen rektifizierte Fliesen Nachteile mit sich?
Zum einen ermöglichen sie aufgrund der geraden Kante eine exakte und obendrein vereinfachte Verlegung sowie ein homogenes Fugenbild mit filigranem Fugenmaß von weniger als 2 mm Breite. Dies ist besonders bei großen Flächen entscheidend, damit hier exakt kalkuliert werden kann und sich keine Verschiebungen ergeben. Um ein präzises Ergebnis zu erhalten, muss bei rektifizierten Modellen natürlich trotzdem mit Abstandshaltern für die Fugen gearbeitet werden. Das optische Gesamtergebnis ist dann makellos.
Aufgrund des weiteren Bearbeitungsschrittes sind rektifizierte Fliesen aber natürlich teurer. Gerade für weniger Geübte ist das Verlegen mit kalibrierten Fliesen daher wesentlich einfacher, da diese eine flexiblere Fugenbreite ermöglichen und weniger Präzision erfordern. Die leichten Abweichungen der Kanten unterstreichen gerade bei Fliesen mit Naturoptik das gewünschte Design, hierfür bieten sich maßgefertigte Rettificato-Modelle also weniger.
Ob man nun rektifiziert oder kalibriert auswählt, ist letztlich also nicht nur eine finanzielle, sondern auch eine technische Entscheidung und hängt von der Breite der Fuge ab. Im Endeffekt verlegt man Fliesen leicht, wenn sie rektifiziert sind, es bedeutet aber auch, dass präzises Vorgehen unabdingbar ist.
Bevor diese Abwägung stattfinden kann, geht es darum, die richtige Fliese für den jeweiligen Bedarf auszuwählen und sich gut über die verschiedenen Optionen und jeweiligen Vorzüge zu informieren. Man unterscheidet im Allgemeinen Fliesen aus Steinzeug, Steingut und Feinsteinzeug, wobei vor allem die letztere Variante vermehrt Anwendung für Boden- und Wandfliesen sowohl in Wohnräumen und Bädern, wie auch als Treppenbelag findet.
Die herausragende Bruchfestigkeit des für die Produktion verwendeten Gemischs aus Feldspat, Sand und Ton macht Feinsteinzeugfliesen darüber hinaus ebenfalls ideal für die Anwendung im Außenbereich, beispielsweise für das Anlegen von Gartenwegen oder Terrassen. Auch bezüglich der Rutschfestigkeit, Wetterfestigkeit und natürlich in puncto Design gibt es eine schier endlose Auswahl an Möglichkeiten. Auf die Untergrundvorbereitung bzw. den benötigten Haftgrund für Fliesen und auch auf die Verwendbarkeit von Fliesen auf Fußbodenheizung hat die Rektifizierung keine Auswirkung.
Was bedeutet Lappato bei Fliesen?
Die Lappato-Technik kann bei Feinsteinzeugfliesen angewendet werden und bezeichnet das partielle Anpolieren der Fliesen. Da dies nicht ganzflächig geschieht, entstehen schöne Übergänge, die wie ein seidener Schimmer wirken.
Besonders auf großen Flächen und mit schmalen Fugen zwischen den einzelnen Fliesen kommt dieser Effekt besonders gut zur Geltung. Auf jeden Fall sollten Lappato Fliesen aber im Innenbereich verlegt werden. Zwar ist die Rutschfestigkeit höher als bei polierten Fliesen, doch für Fliesen im Außenbereich sind die Anforderungen noch höher.