Vinylboden auf Fliesen oder Parkett verlegen – geht das?
Sind Fliesen unansehnlich geworden oder farblich aus der Mode gekommen, beginnt die Suche nach Alternativen, wenn neue Fliesen keine Option sind.
Eine Möglichkeit, einen gefliesten Fußboden zu überdecken, sind Vinylböden.
Doch geht es überhaupt, Vinylboden auf Fliesen zu verlegen?
Die Antwort lautet: Es kommt darauf an, denn nicht jeder Vinylboden ist dafür geeignet, und auch beim Verlegen gibt es einige Besonderheiten zu beachten.
Welcher Vinylboden für das auf Fliesen verlegen geeignet ist und welcher nicht und welche Besonderheiten es zu beachten gilt – das erfahren Sie hier.
Welche Vinylböden eignen sich fürs Verlegen auf Fliesen?
Es gibt drei verschiedene Arten von Vinylböden, nämlich Vollvinyl, Klick-Vinyl und Klick-Vinyl mit HDF Träger, die unterschiedliche Eigenschaften und dementsprechend Vorteile und Nachteile aufweisen und die auf unterschiedliche Weise verlegt werden, sodass nicht jeder Vinylboden für das Verlegen auf Fliesen geeignet ist.
Ist Vollvinyl für das Verlegen auf Fliesen geeignet?
Bei Vollvinyl handelt es sich um 2 bis 4 Millimeter dicke Planken, die landläufig auch als PVC Streifen bezeichnet werden. Das ist der ursprüngliche und typische Bodenbelag, wenn von einem Vinylboden, von einem Designboden aus Vinyl oder von Designvinyl die Rede ist. Vollvinyl wird fest mit dem Untergrund verklebt verlegt. Aus diesem Grund ist dieser Bodenbelag extrem robust und widerstandsfähig, sodass er sogar im gewerblichen Bereich und im Ladenbau Verwendung findet.
Die Vorteile und Nachteile
Der Vorteil von Vollvinyl ist, dass dieser Bodenbelag auf den Fliesen verklebt wird und fest mit dem Untergrund verbunden ist.
Das verleiht dem Vinylboden Stabilität, sodass der Boden beim Begehen nicht wippt und auch nicht klappert. Stattdessen fühlt er sich sicher und fest an. Vollvinyl ist außerdem resistent gegen Wasser und gegen Wärmeeinstrahlung. Zusammen mit der Spachtelschicht erreicht der Vollvinyl Bodenbelag eine maximale Höhe zwischen 5 und 8 Millimetern, sodass Türen, wenn überhaupt, nur geringfügig abgeschliffen werden müssen.
Der Nachteil von Vollvinyl ist, dass das Verlegen durch das sorgfältige Verkleben auf den Fliesen aufwendiger und deshalb auch kostenintensiver gegenüber dem Klicksystem ist.
Wir empfehlen unseren Kunden diese Variante, wenn es darum geht, Vinylboden auf Fliesen zu verkleben.
Ist Klick-Vinyl fürs Verlegen auf Fliesen geeignet?
Anders als Vollvinyl besteht Klick-Vinyl aus 8 bis 12 Millimeter dicken Klick-Elementen, ähnlich dem Klick-Laminat. Aufgrund des Klick-Systems wird Klick-Vinyl mit einem Vinylschneider zugeschnitten und dann lose auf einer Schaumunterlage beziehungsweise einer Trittschalldämmung für Vinyl verlegt und nicht verklebt. Besteht das Klick-Vinyl aus Vollvinyl, ist es zumindest gegen Wasser unempfindlich.
Die Vorteile
Der entscheidende Vorteil von Klick-Vinyl ist, dass dieser Vinylboden durch das Klicksystem sehr schnell und mit wenig Aufwand verlegt werden kann. Deshalb können sich auch Heimwerker an diese Aufgabe wagen. Nach einer sorgfältigen Reinigung wird der Vinylboden schwimmend auf der Trittschalldämmung verlegt, wobei ausreichend Abstand zur Wand gehalten werden sollte. Ist diese Arbeit erledigt, werden abschließend die Fußleisten angebracht.
Die Nachteile
Der Nachteil von Klick-Vinyl ist, dass der Boden, ebenso wie Laminat, klappern und bei einem unebenen Untergrund leicht wippen kann.
Abhängig von der Qualität des Klick-Vinyls kann sich das Material dadurch, dass es nicht fest am Boden fixiert ist, infolge von hoher Luftfeuchtigkeit oder starker Sonneneinstrahlung und sehr hohen Temperaturen verziehen.
Außerdem reagiert Klick-Vinyl sehr viel empfindlicher auf Wasser als die verklebte Variante mit Vollvinyl. Insgesamt erreicht Klick-Vinyl eine hohe Aufbau-Dicke, sodass zusammen mit der Trittschalldämmung 12 bis 15 Millimeter erreicht werden können. Deshalb kann es passieren, dass der Fußboden mit dem neu verlegten Vinylboden insgesamt zu hoch wird, sodass das Öffnen der Türe sowie andere Konstruktionen in diesem Raum beeinträchtigt werden.
Klick-Vinyl nur in Ausnahmefällen auf Fliesen verlegen
Auch wenn sich Vinylboden schwimmend auf Fliesen verlegen lässt, empfehlen wir unseren Kunden diese Variante nur in begründeten Ausnahmefällen.
Eine dieser Ausnahmen ist das Verlegen eines Vinylbodens auf vorhandenen Fliesen mit einer Fußbodenheizung. Die meisten Vinylböden werden von den Herstellern für Fußbodenheizungen freigegeben, allerdings mit der Einschränkung, dass sich die Fußbodenheizung auf eine maximale Temperatur von 28 Grad Celsius begrenzen lässt.
Darüber hinausgehende Werte sind meist nicht von der Herstellergarantie gedeckt. Für den maximalen Wirkungsgrad der Fußbodenheizung ist Klick-Vinyl besser als Vollvinyl geeignet. Durch die Trittschalldämmung kann jedoch die Wärmedurchlässigkeit beeinträchtigt werden.
Ist Klick-Vinyl mit HDF Träger fürs Verlegen auf Fliesen geeignet?
Klick-Vinyl mit HDF Träger ist die niedrigste Qualitätsstufe bei Vinylböden. Laminatböden werden ebenso aus sogenannten HDF beziehungsweise MDF Trägern gefertigt, wobei es sich um hochverdichtete Holzfaserplatten handelt. Anders als Laminatböden sind Klick-Vinylböden mit HDF Träger mit einer ca. 1 Millimeter dünnen Vinyl Schicht überzogen. Diese Konstruktion ist allerdings sehr empfindlich in Bezug auf Wasser und eine hohe Luftfeuchtigkeit.
Hat diese Art von Vinylboden einmal Wasser abbekommen und sich dadurch verformt, nimmt er seine ursprüngliche Form nicht mehr an. Die Verwerfungen bleiben auch nach dem Trocknen noch bestehen. Aus diesem Grund ist es nicht empfehlenswert, Klick-Vinyl mit HDF Träger als Vinylboden auf Fliesen zu verlegen.
Warum nur Profis Ihr Vollvinyl auf Fliesen verlegen sollten
Vinylboden sollte aus verschiedenen Gründen nur von Profis auf Fliesen verlegt werden.
Zunächst muss der Untergrund sorgfältig gereinigt werden. Anschließend wird eine Spezialgrundierung aufgetragen, bei der es sich entweder um eine Mischung aus Epoxidharz mit Quarzsand oder aus PU-Grundierung (Polyurethan) mit Quarzsand handelt. Darauf wird eine Ausgleichsmasse verbracht und der Untergrund sorgfältig gespachtelt und begradigt.
Nur so ist es möglich zu verhindern, dass sich die Struktur der Fliesen oder auch die Fugen nicht durchdrücken und durch den Vinylboden sichtbar werden. Diese vorbereitenden Maßnahmen sind auch deshalb erforderlich, weil der Kleber für den Vinylboden einen saugfähigen Untergrund benötigt, um ausreichend Halt zu finden und langfristig zu haften.
Erst durch die Verspachtelung entsteht eine glatte und stabile Oberfläche, die nach dem Trockenvorgang geschliffen wird, um Unebenheiten auszugleichen und um einen von Rückständen freien und makellosen Untergrund zu schaffen. Erst dann kann der Vinylboden aus Vollvinyl verlegt und verklebt werden.
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Leon Baum ist Fachautor für alle Themen rund um Parkett und andere Bodenbeläge. Leon Baum ist Parkettlegermeister und seit 2009 im Parkett- und Bodenleger-Gewerbe tätig. Er veröffentlicht Fachartikel auf Parkett-Profis.de und ist aktives Mitglied in der Bodenleger-Community auf LinkedIn.
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