Anleitung: So vertikutieren Sie Rollrasen richtig
Kennen Sie das Gefühl: Sie waren überglücklich, als Ihr frisch verlegter Rasen in einem satten Grünton erstrahlte. Mittlerweile wirkt der Garten eher trist und kalt. Laub und Moos verdecken den kraftlosen Rasen. Wenn Sie einen Hang zur Dramatik haben, ertönt eventuell schon leise der Soundtrack von Spiel mir das Lied vom Tod in Ihren Ohren.
Es gibt eine einfache Lösung für Ihr Problem: Beginnen Sie Ihren Garten zu vertikutieren! Warum? Ganz einfach: Alles, was das Gras bedeckt, blockiert den Lichteinfall und die Sauerstoffaufnahme. Lesen Sie im Folgenden, was Sie beim Vertikutieren beachten sollten.
Warum Sie vertikutieren sollten
Mikroorganismen im Boden und Rasen bauen die Pflanzenreste und den Rasenfilz auf natürliche Weise ab. Mit der Zeit wird es ihnen allerdings zu viel, wodurch sich Rasenfilz mehr und mehr ausbreitet. Ihr dichter prachtvoller Rasen verliert plötzlich nicht nur den schönen Farbton. Immer mehr kahle Stellen kommen zum Vorschein.
Die Filzschicht verhindert die Nährstoffaufnahme des Rasens, denn Sonnenstrahlen und Sauerstoff aus der Luft dringen nicht mehr richtig durch. Jetzt ist allerhöchste Zeit zum Vertikutierer zu greifen! Mit ihm wird die oberste Erdschicht leicht angeritzt und Störenfriede wie Laub entfernt. Die Atemwege des Rasens werden frei und die Nährstoffaufnahme kann fortgesetzt werden.
Wie Sie vertikutieren können
1. Manuell vertikutieren
Mit einer Vertikutierharke können Sie Ihren Rasen manuell vertikutieren.
Der große Vorteil ist, dass der Handvertikutierer kaum Stauplatz beansprucht. Greifen Sie hauptsächlich bei kleineren Rasenflächen zum manuellen Vertikutierer, da die Arbeit zeitintensiv und körperlich anstrengend ist. Insbesondere bei schwer erreichbaren Stellen erweist sich der Handvertikutierer als hilfreich.
2. Maschinell vertikutieren
Für größere Flächen sollten Sie eine Vertikutiermaschine bevorzugen. Neben dem Aspekt Kraft- und Zeitersparnis ergibt sich ein weiterer Vorteil. Der elektrische Vertikutierer kommt tiefer in die Erde, was dem Dünger den Transport zu den Wurzeln erleichtert. Beachten müssen Sie dabei allerdings den erhöhten Stressfaktor für den Rasen. Wer maschinell vertikutiert sollte dem Rasen mehr Zeit zum Regenerieren geben.
Wann Sie vertikutieren sollten
Sie sollten überhaupt nicht vertikutieren, solange die Rasensoden nicht fest mit dem Boden verwurzelt sind. Es spricht nichts dagegen, im ersten Jahr das Vertikutieren komplett ausfallen zu lassen.
Anschließend sollte es genügen, wenn Sie einmal im Jahr den Rasen vertikutieren. Die Frühlings- oder Herbstzeit eignet sich besonders gut. Im Frühjahr geht die Gartenzeit wieder los. Ein schöner Rasen kommt da ganz gelegen. Wenn Sie im Herbst vertikutieren, läuten Sie die Winterpause ein.
Entscheiden Sie sich am besten für einen trockenen Tag, egal in welcher Saison.
Wann Sie nicht vertikutieren sollten
Im Sommer wird der Rasen mehr beansprucht, als in den kühleren Jahreszeiten. Da der Rasen nach dem Vertikutieren zur Regeneration viel Ruhe braucht, sollten Sie das Vertikutieren im Hochsommer vermeiden.
Ob Vertikutieren gegen Moos hilft
Man könnte meinen, Moos entsteht durch die Kombination aus schattigem und feuchtem Boden. Wenn sich viel Moos auf Ihrem Rasen bildet, hat das allerdings einen ganz anderen Hintergrund. Nährstoffe werden von Baum- und Strauchwurzeln rasch aufgebraucht. Darum finden Sie Moos häufig an Bäumen und Hecken.
Der Rollrasen kommt bei der Nährstoffaufnahme leider zu kurz und leidet dadurch an Stickstoffmangel. Vertikutieren ist also nicht die geeignete Maßnahme. Wenn Sie die vermooste Fläche vertikutieren, begünstigen Sie sogar die Unkrautentstehung. Der hungrige Rasen wird zusätzlich gestresst. Versorgen Sie Ihren Boden stattdessen mit nährstoffreichem Dünger.
Wie Sie Ihren Rasen vertikutieren sollten
Schritt #1: Alarmsignale richtig deuten
Wenn Sie Ihren Rasen im Artikel wiedererkannt haben, dann sind Sie hier goldrichtig. Der erste Schritt wäre schon geschafft: Sie wissen nun, Ihr Rasen muss vertikutiert werden. Er braucht jetzt viel Licht, Luft, Wasser und ein wenig Dünger, um wieder zu Kräften zu kommen.
Schritt #2: Mähen
Bevor Sie mit dem Vertikutieren loslegen können, muss der Rasen gestutzt werden. Mähen Sie den Rasen auf eine Höhe von ca. 3 cm. Für Feinabstimmungen in den Randbereichen eignet sich ein Akku Rasentrimmer besonders gut, da solche Geräte kein störendes Kabel mit sich führen und man so auch in die entlegensten Winkel des Gartens gelangt.
Schritt #3: Vertikutiertiefe wählen
Die Vorbereitungen sind abgeschlossen. Wählen Sie jetzt eine Vertikutiertiefe von 5 bis 10 mm. Es spielt keine Rolle, wie sehr der Rasen verfilzt ist.
Schritt #4: Vertikutieren
Vertikutieren Sie nun längs und quer, sodass sich ein Schachbrettmuster ergibt.
Schritt #5: Rückstände entfernen
Entfernen Sie alles, was die Rasenfläche verdeckt. Schnittgras kann allerdings liegen bleiben. Gerade die jungen Gräser wirken wie Mulch und können die Rasensoden beim Wachsen unterstützen.
Schritt #6: Sanden, walzen und bewässern
Jetzt können Sie den Rasen sanden, walzen und bewässern.
Schritt #7: Nachbehandlung
Sie können den Rasen düngen und anschließend auf kahlen Stellen eine Nachsaat aussehen.
Was Sie beim Vertikutieren beachten sollten
Grasen Sie Bahn für Bahn ab. Vertikutieren Sie durchgängig in einer Geschwindigkeit und bleiben Sie permanent in Bewegung.
Wann Sie das nächste Mal düngen und mähen sollten
Ihr Rasen benötigt jetzt mindestens 14 Tage Regenerationszeit. Sie können Ihren Rasen wieder mähen, sobald die Halme ca. 8 cm hoch sind.
Was ein Aerifizierer mit einem Vertikutierer zu tun hat
Sie können auch eine Kombination aus Vertikutieren und Aerifizieren ausprobieren. In diesem Fall entfernen Sie zunächst mit dem Vertikutierer alles, was den Rasen oberflächlich bedeckt. Anschließend wird der Rasen „gelüftet“. Gemeint ist damit die Auflockerung des Bodens in den tiefen Schichten mit einem Aerifizierer.
Wie Sie Verfilzung vorbeugen können
Vertikutieren ist wichtig, aber bedeutet für den Rasen eine enorme Belastung. Darum ist es ratsam, Verfilzungen langfristig vorzubeugen. Das können Sie tun:
- Regelmäßig den pH-Wert überprüfen
- Kalken bei pH-Werten unter 5,5
- Organischen Dünger verwenden
- Chemische Unkrautvernichter vermeiden
- Herbstlaub vom Rasen entfernen
- Rasen selten und intensiv bewässern
Leon Baum ist Fachautor für alle Themen rund um Parkett und andere Bodenbeläge. Leon Baum ist Parkettlegermeister und seit 2009 im Parkett- und Bodenleger-Gewerbe tätig. Er veröffentlicht Fachartikel auf Parkett-Profis.de und ist aktives Mitglied in der Bodenleger-Community auf LinkedIn.